
Der Sprachentstellungswahn zieht immer weitere Kreise: Ganze Satzkonstruktionen werden seit geraumer Zeit zu Hashtag-Schlachtrufen â ohne Kommas oder Bindestriche (weilâs nun mal nicht geht). Ziel ist die totale Vernetzung: alles mitkriegen, ĂŒberall mitlesen und Kommentare hinterlassen. Ganze Online-Schlachten werden mit den teils unlesbaren Statements ins Feld gefĂŒhrt. JĂŒngst in aller Munde: #allesdichtmachen â und gleich danach: #allemalneschichtmachen⊠WeiĂ noch jemand, worum es geht? Egal, der Slogan zĂ€hlt und ist chic â deswegen machen es âalleâ, die entweder etwas auf ihre VernetzungsmodernitĂ€t halten oder auf Krawall aus sind â oder weilâs eben angesagt ist und mehr Klicks auf eigene BeitrĂ€ge bringtâŠ
Inhalte werden dabei grĂŒndlich reduziert, denn der Hashtag-Slogan soll alles sagen und wichtig erscheinen â und sagt eigentlich doch nichts. Aber das ist viertrangig. Viel wichtiger scheint es zu sein, den richtigen Hashtag in seine Kommentare einzuflechten oder sonstwie zu verwenden. â Nach dem Motto: Zeige mir deine Hashtags, und ich sage dir, wer du bist⊠Das erinnert irgendwie an Lila-Kuh-Assoziationen.
Hier ein paar âganz hĂŒbscheâ und schwer lesbare Beispiele: #cdurausausderregierung (ich dachte erst musikalisch an C-Dur), #richtigdeckelndannenteignen (welche Deckel sollen da auf irgendeinen Teig?) oder #fdpistauchmist (Pist reimt auf MistâŠ) â alle âzufĂ€lligerweiseâ auf Facebookseiten von Mitgliedern der Linkspartei gefunden⊠Hashtag-Slogans sind eigentlich nicht viel Anderes als elitĂ€re Sprachkodierung â mit hohen Verlusten bei Lesbarkeit und VerstĂ€ndlichkeit.
Nachmachen wollen es aber ganz viele, und so gibt es auch Leute, die in ihren BeitrĂ€gen von #Kiel schreiben, statt einfach nur von Kiel â oder die ganz persönlich von #liebe schreiben⊠#jagehtsnoch, #sinddennalleverruecktgeworden? #ichglaubeechteshackt â Nein, es geht nicht um âechtes HackââŠ!
War der Text noch lesbar�