„Kriegswirtschaft“? – Panzer-Fieber mit hochbrisanter Perspektive

Nun kommt es also, wie es kommen musste: Die BRD bricht erneut mit friedenspolitischen Grundsätzen und liefert „endlich“ offensive Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine, als gäbe es nicht schon genug Militärlieferungen ins ukrainische Krisengebiet! Die Propagandamaschine aus selbsternannten heimischen und ausländischen Militär-Experten sowie kriegstaumelnden Redaktionsstuben hatte ja seit Wochen und Monaten dafür getrommelt und den ach so „zögerlichen“ Kanzler Scholz mit immer den gleichen Phrasen vor sich hergetrieben: „Deutschland muss vorangehen, Verantwortung übernehmen“ – oder wie es (nicht nur) aus neuen SPD-Strategiepapieren hervorgeht, „Führungsmacht werden“. Tja, wenn all das so wichtig ist, dann gehört ein von Russland völkerrechtswidriger Angriff auf die Ukraine natürlich mit dem „Besten“ befeuert, was die Rüstungsschmieden und Waffenlager hergeben: mit dem Leopard-2-Panzer! Und so wird die BRD ins Feld geschickt… Die Washingtoner Strategen haben ihr Ziel erreicht!

Im gestrigen ZDF-Heute-Journal gab es ein Aufatmen und sogar Enthusiasmus über die Agenturmeldungen zum Waffenliefern: Der kleine Oberst Wüstner, seines Namens Vorsitzender des Bundeswehrverbandes, forderte im Interview (unwidersprochen!) gleich zweimal endlich „Kriegswirtschaft“ ein, damit all das Panzerbauen, -reparieren und -fitmachen für die heimische Verteidigung auch richtig anrollen kann… „Kriegswirtschaft“? War das nicht das mit den Rädern, die für den Sieg rollen müssen – auf Kosten ziviler Wirtschaft, nachhaltiger Versorgung und der friedliebenden Zivilgesellschaft? Womöglich mit Rationierungen und noch mehr Versorgungskrisen? Alles schon mal dagewesen – und im Nachhinein nicht für gut befunden… Bis gestern zumindest!

Im gleichen Journal wurde auch der CDU-Militärlautsprecher Kiesewetter vor die Kamera geholt. Der war ziemlich maulig und wollte sich zunächst gar nicht recht freuen, auch wenn Moderator Sievers alles tat, um ihm die nahezu historische Nachricht vom Mega-Panzer-Export immer wieder schmackhaft zu machen. Doch Kiesewetter bockte: Nein, das habe alles drei-vier Tage zu lange gedauert, nölte er oppositionsgerecht – und der Ruf Deutschlands in der Welt hätte dadurch sooo stark gelitten. „Was hätte man nicht alles erreichen können, wenn man die Panzerlieferung schon in Ramstein oder Paris verkündet hätte“ (gemeint sind die Polit-Shows zu Militärexporten bzw. zur deutsch-französischen Freundschaft)…

Zu spät finden das alles natürlich auch die transatlantischen und militärpolitischen Lobby-Statisten à la Frau Zack-Zack-Zimmermann (FDP), die als Katalysator (gefühlt) nahezu stündlich vor einer TV-Kamera erschien, und die vielen „grünen“ Militär-Trommler Hofreiter, Baerbock, Göring-Eckardt und wie sie alle heißen. Aber die Erleichterung äußerte sich dann doch in der Standardphrase „Lieber spät als nie“ – und nun wird wohl „alles gut“, denn jetzt, so die christenaffine Göring-Eckardt, könne der Panzer „hoffentlich schnell der Ukraine bei ihrem Kampf gegen den russischen Angriff und für die Freiheit der Ukraine und Europas helfen“. – Doch wehe wehe, wenn die Leopard-Wunderwaffe nicht funktioniert und das Sterben weitergeht… Denn dann wird wohl „Zack-Zack“ die nächste Eskalationsstufe gefordert und aktiviert werden.

Doch zunächst tönt es aus Kiew wie immer selbstgefällig: „Wir werden alles haben, alles für die Rückeroberung unserer Gebiete und für die Gegenoffensive. Panzerfahrer werden sich freuen, ebenso wie Artilleristen und später auch Piloten.“ Bald werde „alles wieder Ukraine“ sein. – Na, das kann ja „heiter“ werden… Vergessen (und vor allem verschwiegen!) sind seit langem schon die Vorgeschichte des Krieges der letzten 20-30 Jahre, die Kiewer Vertragsbrüche nebst jahrelangen zivilen militärischen Angriffen gegen die eigene Bevölkerung im Osten des Landes sowie die Absichten des Westens und besonders der USA und der Nato für ihren Einfluss gegen Russland im Osten Europas. Ebenso werden Friedensinitiativen desavouiert, obwohl es im Frühjahr 2022 fast dazu gekommen wäre, wenn Washington, London und Nato sie damals nicht bewusst verhindert hätten.

Da bleibt wohl wirklich bald nicht mehr viel Anderes als „Kriegswirtschaft“ und die bange Hoffnung, dass Russland nicht zu kleinlich wird bei seiner Reaktion auf den andauernden De-facto-Eintritt des Westens in den Konflikt als Kriegspartei… – Und: Von einer deutschen und europäischen Friedensbewegung ist noch immer weit und breit nichts zu sehen. Dabei müsste gerade jetzt der Ruf nach Friedensverhandlungen und einer neuen gesamt-europäischen Koexistenz mit Russland lauter erschallen denn je!

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