
Ein am 12.12. kurzfristig einberufener „Schulgipfel“ mit den Leitungen aller Schulformen in Flensburg, der Verwaltung und Vertreter*innen der Politik sollte Verständnis und Flexibilität dafür erzeugen, dass die Sanierungen und Erweiterungen der Schulen nur unzulänglich umgesetzt werden können. Aufgrund der Konsolidierung der städtischen Finanzen sind nötige Maßnahmen in weite Ferne geschoben worden. Für die Flensburger Fraktion Die Linke nahm Daniela Bollmann, schul- und bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, an diesem Treffen teil.
Doch alle Schulleiter*innen waren sich schnell einig, dass das Verständnis aufgebraucht und die Flexibilität ausgereizt ist. Mit der Rückkehr zu G9 ab 2026 fehlen an den Gymnasien entsprechende Räumlichkeiten („Auch die letzte Besenkammer wurde schon für den Unterricht hergerichtet“, hieß es bei dem Treffen). Und mit der verbindlichen Teilnahme am Offenen Ganztag für die Erstklässler*innen ab 2026 sieht die Situation an den Grundschulen nicht besser aus.
Daniela Bollmann berichtet dazu aus eigener Erfahrung: „Die Waldschule hat seit fünf Jahren eine Containerlösung auf dem ehemaligen Bolzplatz der Schule installiert, um dort die DaZ-Integrationsklassen unterbringen zu können – im Sommer ist es zu heiß und im Winter zu kalt. Zudem veranschlagt die Übergangslösung 200.000 Euro Miete im Jahr. Der Offene Ganztag ist völlig zusammengepfercht in einem Raum, der bei Regen bis zu 30 Schüler*innen fassen soll. – Es ist ein Unding, dass das noch jahrelang so weitergehen soll!“
Viele Schulen platzen derzeit aus allen Nähten, und auch Schulneubauten wie die Ramsharde-Schule haben schon jetzt erhebliche Platzprobleme. Und mit dem Bau des Schwarzental-Quartiers in der Neustadt mit 500 Wohnungen wird sich die Situation weiter zuspitzen. „Wurde der Zuzug von Familien im Schulentwicklungsplan berücksichtigt?“, war eine der kritischen Fragen in der Versammlung.
Die Vorstellung der Zahlen des Statistikamtes Nord prognostiziert zwar für ganz Schleswig-Holstein einen Rückgang der Bevölkerung um 2,8 Prozent bis 2040, für Flensburg wird aber ein Zuwachs von 6,4 Prozent errechnet. Speziell die Altersgruppe unter 20 Jahre wird mit über 11 Prozent Zuwachs kalkuliert, und deshalb müssen dringend neue Schulen gebaut werden. Diese Diskrepanz trifft aber im Kieler Bildungsministerium auf taube Ohren.
Der Flensburger Kämmerer und Bürgermeister Henning Brüggemann erklärte, er überlege eine Reaktivierung alter Schulen, um der Raumnot in den Schulen entgegenzuwirken. – „Da muss doch gar nicht lange überlegt werden“, sagt Daniela Bollmann, „sondern das muss schnellstens praktisch umgesetzt werden. Ein Teil des Unterrichts könnte so bis zu endgültigen Lösungen zeitnah in solche Gebäude ausgelagert werden.“
Erst neulich war zu lesen, dass die Voigtschule in der Schlossstraße vor wenigen Jahren verkauft und zu hochpreisigen Wohnungen umgebaut wurde. Aus der Linksfraktion heißt es dazu: „Das ist doch grotesk. Wir wissen doch nicht erst seit gestern, dass unsere Schulen zu wenig Platz haben! Da ist es kontraproduktiv, eine alte Schule zu verscherbeln, anstatt mit etwas Weitsicht und Fantasie die zu vollen Schulen zu entlasten – und sei es auch nur für eine zeitbegrenzte Nutzung.“
Die Linksfraktion hatte bereits bei ihrer Fraktionssitzung am 05.12. festgestellt: „Wenn die öffentliche Hand struktur- und krisenbedingt immer weniger Geld zur Verfügung hat und das Bauen immer teurer wird, dann müssen bei den städtischen Bauprojekten Schulen, bezahlbarer Wohnraum mit ca. 7,50 Euro Kaltmiete und die Feuerwehren die höchste Priorität haben. Das sind die wichtigsten kommunalen Kernaufgaben – und viel Anderes, besonders teure Verschönerungs- und Prestigeprojekte, muss erstmal in die Warteschleife!“