…geht‘s rund – und es sind weder Sündenböcke noch schnelle Lösungen in Sicht!

„Deutsches Meckern“ ist mal wieder angesagt, denn nun ist schon mal ein Impfstoff (in mehreren Varianten) da – und dann sollte der „Pieks“ nicht schon nächste Woche möglich sein…? Alles soll im High-Speed-Tempo ablaufen und die Pharmafirmen sollen postwendend liefern – und bitteschön „bei uns“ zuerst! Wer sind wir denn, dass wir uns so einfach von Großbritannien und den USA abhängen lassen – oder gar vom kleinen Israel (das den Impfstoff zu anderen Konditionen und zum doppelten Preis bestellt hat, aber möglichst nichts an die widerrechtlich besetzten palästinensischen Landesteile abgeben will)…?
Journalist*innen (teils auch selbsternannte) suchen derweil mit vor Eifer fiebrig glänzenden Augen nach Schuldigen: Hat der Spahn schuld? Nee, nich‘ wirklich, denn der hat schon im Dezember einen „holprigen Start“ vorausgesagt… Oder vielleicht die Uschi in Brüssel? Könnte sein, denn schließlich war die Impfaktion ja im EU-Rahmen verhandelt und angeschoben worden… Und irgendwas stimmt da wohl auch nicht ganz bei den Verträgen, in denen die Pharmaindustrie nicht genug gefordert wird.
Eine Impfstrategie, an der sich die Mikrofon-Frager*innen oder auch Teile der Politik an Kalenderdaten abarbeiten können, soll nun her. Aber der 1. hektisch einberufene Impfgipfel konnte auch nicht zufriedenstellend „liefern“… Daher ist nun der „Presse-Tor so wenig klug als wie zuvor“ – und schäumt mit Worten wie „Pleite“, „vertane Chance“ und ähnlichen Phrasen. – Besonnenen Köpfen war wohl schon vorher klar, dass die Strategie-Runde aus Politik und Pharmaindustrie keine Wunder vermelden würde… Aber auf die leiseren Töne hören viele nicht gerne. Also, immer feste druff mit der Frustkeule, weil sich einfach keine personalisierte Schuld für eine Rücktrittskampagne finden lässt!
Aber wenn das schon nicht klappt und die Produktion (gefühlt!) zu langsam läuft, dann sollen eben andere Firmen zusätzlich „das Zeug“ herstellen – aber ein bisschen plötzlich, bitteschön! Schließlich sitzen uns die Virusmutationen im Nacken!!! – Selbst der „grüne“ Habeck fordert ja (trotz ansonsten hübsch marktkonformer Grundhaltung) eine Impf-Notverordnung, damit die heilende Flüssigkeit in Strömen aus dem Hahn fließen und in deutsche Impfzentren gekarrt werden kann (der Söder will ja sowas Ähnliches auch, und der is‘ ja auch so‘n Raushauer – geht da was???).
Nun, vielleicht ist auch Herr Habeck etwas „grün – hinter den Ohren“, denn mit einem Fingerschnipps à la „Stahlhelme zu Kochtöpfen“ ist es bei einer solch anspruchsvollen Herstellung nicht getan… Und schon gar nicht „ein bisschen plötzlich“! – Sehr erheiternd ist dazu die aktuelle Zeitungskarikatur (siehe Grafik), die „Konservendosen zu Impfdosen“ thematisiert…
Und die Patente freizugeben, damit sich andere Firmen die Gebrauchsanleitung schnell mal durchlesen und dann gleich morgen den Druiden-Kessel für die Impfstoff-Produktion anheizen, scheint vor dem engen Zeithorizont auch keine Patent(!)-Lösung zu sein. So ein (im Grunde richtiger) Schritt, der wichtige Gesundheitsmittel vom profitablen Firmeneigentum zum öffentlich kontrollierten Volkseigentum macht, hätte schon viel früher erfolgen müssen, als es das Coronavirus noch gar nicht gab – oder wenigstens im letzten Jahr, als die Entdeckung von Impfstoffen frisch verkündet wurde…
Und so bleibt mittelfristig wohl eher das panische Klagelied „Warum nicht wir, aber die anderen?“ vorherrschend, bisweilen mit einigen schrägen, nationalistischen Tönen. – Aber Moment mal, ein paar Millionen sind ja schon geimpft in diesem Land: Warum eigentlich wir – und nicht die anderen??? Trotz aller Lippenbekenntnisse kommt nämlich außerhalb der reichen Welt so gut wie kein Tropfen Impfstoff in der südlichen, ärmeren Welt an!. Die jüngste Nachricht, der zufolge ein afrikanisches Land 25 (in Worten: fünfundzwanzig!!!) Impfdosen erhalten habe, lässt auch den letzten Galgenhumor ersterben!
Ach nee, jetzt bloß nicht global werden!!! Mit solch einem Perspektivwechsel lässt es sich einfach nicht gut meckern…