Dass eine soziale Verkehrswende mit attraktiveren (d.h. niedrigen) Fahrpreisen kein leichtes Vorhaben sein würde, ist uns in der Linksfraktion schon seit einiger Zeit klar. Zu sehr wird Klimapolitik als Erneuerung der Busflotte verstanden und zu wenig als Chance für mehr Busfahrten bei attraktiveren Preisen für alle!

Frank Hamann, Vorsitzender der Flensburger Linksfraktion, kommentiert in diesem Leserbrief das Interview mit dem Aktiv-Bus-Geschäftsführer, das kürzlich im Flensburger Tageblatt veröffentlicht wurde.
Eines mal vorweg: Ja, Paul Hemkentokrax macht genau das, was seine Aufgabe als Geschäftsführer der Aktiv-Bus ist. Er findet mehr Geld über höhere Fahrpreise und mehr umweltfreundliche Busse gut. Aber was ist denn die Intention eines Strategieprozesses der Aktiv-Bus?
Es müssen doch mehr Menschen dazu gebracht werden, den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zu benutzen! Das kann durch einen Mix des Angebotsausbaues und der Barrierefreiheit im Tarif- und Fahrplan-Dschungel durchaus funktionieren. Aber eben auch durch für alle attraktive und besonders für die rund 22.000 Einwohner*innen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, bezahlbare Fahrpreise!
Hier den Versuch zu unternehmen, Klimaschutz durch umweltfreundlichere Fahrzeuge und Angebotsausbau gegen Zugangsbarrieren durch höhere Fahrpreise auszuspielen finde ich nicht zielführend. Dass die Stadt nebst Bundes- und Landesförderprogrammen etwas dazulegen müssen, ist eine Selbstverständlichkeit der Daseinsfürsorge! Oder was denken Sie als Leser*in: Was bringt mehr Menschen in den ÖPNV? Eine Rücknahme der Preiserhöhung (Kosten 400.000 Euro), oder ein neuer Bus (500.000 Euro)?
Dazu ein Zitat aus der Flensburger Studie „Masterplan Mobilität 2030“ von SHP Ingenieure: „Tarifsystem und Fahrpreise sind seit jeher ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung der ÖPNV-Nachfrage und zugleich auch eine wesentliche Zugangshürde für Gelegenheits- und Neukunden des ÖPNV.“ – Das betrifft natürlich auch die Vermarktung!
Zitat: „ …generell die Kommunikation zwischen den ÖPNV-Akteuren und den potenziellen ÖPNV-Kunden Optimierungserfordernisse aufweist. Dies gilt für den gesamten Bereich des Verkehrsangebotes, insbesondere aber für den Tarifbereich und umfasst nahezu alle Komponenten des ÖPNV-Marketing. So sind auch die Print-Informationsangebote (u.a. Liniennetzplan und Fahrplanbuch) im Hinblick auf Transparenz, Darstellung und Barrierefreiheit entwicklungsfähig.“
Apropos Transparenz: Wussten Sie, dass Sie in der Neustadt in den Stadtbus einsteigen und ein Bahnticket nach Kiel kaufen können, ohne die Fahrt zum Bahnhof bezahlen zu müssen? Nein? Sagt Ihnen ja auch keiner, wenn Sie nicht danach fragen!