Flensburger Kulturförderung – die Zweite…

Die Überschüsse des Landestheaters wurden nun auch vom Flensburger Tageblatt in einem Interview mit Frank Hamann thematisiert. Der Vorsitzende der Flensburger Linksfraktion plädiert für eine Umverteilung überschüssiger Mittel zu Gunsten von freien Kulturträgern, deren Existenz durch die pandemiebedingte Schließung wegzubrechen droht.

Frank Hamann betont im Interview mit dem Flensburger Tageblatt den Stellenwert des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters, weist aber auch auf den üppigen Finanzierungsrahmen von 20 Millionen Euro pro Jahr durch das Land und der städtischen Gesellschafter (darunter Flensburg mit dem höchsten Beitrag) hin:

„Das Landestheater finanziert sich zu 90 Prozent aus Steuer-Subventionen“ erklärt er im Interview – und: „Das Landestheater hat es noch nie geschafft, 10 Prozent seiner Einnahmen durch Kartenverkauf zu generieren.“ Bei den freien Kulturträgern, so hatte Frank Hamann schon vorher argumentiert, sind die Eintrittskarten die Haupteinnahmequelle, die bereits seit einem Jahr nicht mehr funktioniert.

Der Überschuss des Landestheaters ist in den vergangenen Jahren auf 9,3 Millionen Euro aufgelaufen. Allein in diesem Jahr wird es mit einem Flensburger Zuschuss von 2,5 Millionen Euro bedacht, während die über 30 Flensburger Kulturinitiativen zusammen auf gerade einmal 1,7 Millionen Euro kommen. Dieses markante Ungleichgewicht verschärft sich nun durch die Folgen der Pandemie markant.

„Die freien Kulturträger bluten langsam aus, da brauchen wir das Geld dringend“, kritisiert Frank Hamann gegenüber der Zeitung und fordert, dass die Stadt Flensburg ihren Gesellschafterbeitrag in diesem Jahr um 760.000 Euro reduziert und diesen Betrag den freien Kulturinitiativen zur Verfügung stellt. Denn, so stellt er fest: „Es ist eine Legende, dass es dem Landestheater finanziell schlecht geht.“

Zudem bezeichnet Frank Hamann die derzeitige Kurzarbeitsregelung beim Landestheater trotz des Millionen-Überschusses als „moralisch sehr fragwürdig“ (diese Formulierung gab dem Tageblatt-Artikel den Titel). Er fügt hinzu: „Ich möchte, dass das geprüft wird“ – und stellt eine Anfrage beim Landesrechnungshof in Aussicht. Schließlich seien die Fördermittel für das Landestheater sog. „freiwillige Leistungen“, und diese stünden unter dem Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit, da die hoch verschuldete Stadt eine „Konsolidierungskommune“ ist und daher jeden Euro zweimal umdrehen muss.

Mit der Diskussion der Überschüsse des Landestheaters, die Frank Hamann im Namen der Flensburger Linksfraktion bereits in den Ausschüssen der Stadt angestoßen hat, soll auf den Zustand der Unterfinanzierung der freien Kultur (besonders in Pandemiezeiten) hingewiesen werden. Mehrmals sollten öffentliche Diskussionen dazu abgewürgt werden, denn, so hatte er schon vorher bemerkt, der Status des Landestheaters gleiche nahezu einer „heiligen Kuh“. Gerade deshalb bekräftigt er im Tageblatt-Interview nochmals: „Warum werden öffentliche Zahlen nicht auch öffentlich diskutiert?“

Frank Hamann verweist zudem auf die Anlagen der öffentlich zugänglichen Haushaltsdaten zur Ratsvorlage RV-15/2021, die bereits im Februar zum Thema im Rat gemacht wurde. Sie ist als umfangreiche PDF-Datei hier aufzurufen: https://ratsinfo.flensburg.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZUV_bLWKfaU19Qr04IB4e29om4-XyCpnfSHrtGzFi6ZF/Haushalt_2021-2022_Band_I.II.pdf (Die Zahlen zum Landestheater befinden sich auf den Seiten 69-72 des PDF-Dokuments).

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