Der Flensburger Hauptausschuss diskutierte (unter anderem) die Ausstattung von Kitas und Schulen mit Luftfiltern – und erwies sich als „spontan unvorbereitet“…

Gestern habe ich mir als Zuschauer die digitale Sitzung des Flensburger Hauptausschusses, die im Offenen Kanal übertragen wurde, zu Gemüte geführt – und gleich zu Anfang ging es zum Thema Corona „zur Sache“: Eine kleine Gruppe von Kommunalpolitiker*innen hatte einen Antrag zu „Präventiven Maßnahmen in der Corona-Krise“ eingebracht und forderte darin u.a. die schnelle Ausstattung von Kitas und Schulen mit Luftfilteranlagen. In der mündlichen Begründung wurde vorgetragen, dass regelmäßiges, gründliches Lüften der Räume nichts bringen würde…
Auch wenn der Antrag nicht beschlossen, sondern lediglich in einen Prüfauftrag an die Verwaltung umgewandelt wurde, zeigten sich eine Reihe anderer Ausschussmitgliedern zunächst distanziert-angetan von der ursprünglichen Vorlage, sie zögerten jedoch, ihr zuzustimmen…
Diese Vorsicht besteht wohl zu Recht, denn die teuren Luftfilteranlagen sind nicht unumstritten und ihre Wirkung im Vergleich zum „Stoßlüften“ bei weitem nicht eindeutig belegt. Aus dem Umweltbundesamt (UBA) heißt es dazu recht unmissverständlich: „Lüften ist die einfachste und wirksamste Maßnahme, um Viren aus der Luft in Klassenzimmern zu entfernen.“ Und aus der Kommission Innenraumlufthygiene beim UBA heißt es: „Mobile Luftreiniger wälzen die Raumluft lediglich um und ersetzen nicht die notwendige Zufuhr von Außenluft.“ (Mehr dazu : https://www.n-tv.de/panorama/Was-Schueler-gegen-Corona-schuetzt-article22366687.html).
Die Geister im Hauptausschuss schieden sich auch an einem ungefähren Kostenrahmen, der im Antrag nicht genannt wurde. Doch genau das soll nun von der Flensburger Verwaltung geprüft werden… Mit „schnell“ wird also schon mal nichts.
Der Dänische Schulverein im Landesteil Südschleswig ist da schon einen Schritt weiter – vielleicht sogar mehrere: Er ermittelte (laut Flensborg Avis) einen Kostenrahmen für eine Filteranlage von 3.000 Euro. Bei veranschlagten rund 600 Kita-, Klassen- und Arbeitsräumen in ihren Institutionen zwischen Flensburg und Rendsburg wäre dies ein finanzieller Aufwand von fast 2 Millionen Euro! Der Schulverein entschloss sich daher, auf eine solche Anschaffung zu verzichten.
Für die öffentlichen Kitas und Schulen in Flensburg lägen die Kosten für die Anschaffung bei gleichem Finanzierungsansatz bei mindestens 1,2 Millionen Euro. – In der Stadt gibt es elf städtische Kitas mit (grob veranschlagt) jeweils 4 Räumen, neun Grundschulen mit jeweils mind. 8 Räumen für die Klassenstufen 1-4, neun weiterführende Schulen mit jeweils mind. 25 Räumen und Fachräumen für die Klassenstufen 5-10 sowie vier Gymnasien mit jeweils mind. 15 Räumen für die Klassenstufen 11-13 – insgesamt also mind. 400 Räume (im Kita- und Grundschulbereich allein rund 120). Berufliche Schulen, Fördereinrichtungen oder Arbeitsräume der Beschäftigten sind in diesem grob veranschlagten Rechenexempel noch gar nicht enthalten…
Ist so eine kostenintensive und in ihrem Effekt umstrittene Investition wirklich das knappe öffentliche Geld wert…? – Es bedarf also durchaus einer gründlichen Überlegung, bei solch hohen Anschaffungskosten (die Folgekosten sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt) den Nutzen und die Wirksamkeit dagegenzuhalten… „Schnell“ – oder womöglich „schnell geschossen“ – ist hier wohl eher unangebracht.