Noch in der â1. Welleâ konnte das Land die Verbreitung des Virusâ erfolgreich eindĂ€mmen. Seit Januar jedoch gerĂ€t das Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze, denn in fast allen Regionen gibt es Inzidenzwerte weit ĂŒber 1000.

Seit wenigen Wochen breitet sich das Coronavirus in Portugal nahezu unkontrolliert aus, obwohl es schon seit Ende 2020 Lockdown-MaĂnahmen gibt. GrĂŒnde fĂŒr den rasanten Anstieg sind im hĂ€ufigen Vorkommen der britischen Mutation B.1.1.7 zu finden, die bereits jede 8. Infektion bestimmt. Die rasante Zunahme der Infektionen fand Anfang Januar nach einem entschĂ€rften Weihnachtslockdown statt.
Es gab nicht nur viele Reisen innerhalb Portugals, sondern auch aus dem Ausland (vor allem GroĂbritannien, Frankreich, Luxembourg und die Schweiz), wohin allein in der Wirtschaftskrise von 2008-2015 mehr als eine halbe Million Menschen, besonders junge Leute, ausgewandert war. Allein in der EU wohnen rund 1,2 Millionen Menschen mit portugiesischer StaatsbĂŒrgerschaft. DarĂŒber hinaus leben mehr als 300.000 Portugies*innen in Brasilien, wo das Coronavirus seit Monaten unkontrolliert wĂŒtet, und fast ebenso viele Brasilianer*innen in Portugal. Dies fĂŒhrte zu nahezu unĂŒberschaubaren ReiseaktivitĂ€ten rund um das Jahresendfest â und das in Corona-Hotspots wie Brasilien, GroĂbritannien und Frankreich, wo bereits Virusmutationen aufgetaucht waren.
Offiziell sind seit Anfang 2021 mit ĂŒber 600.000 Menschen rund 7 Prozent der Gesamtbevölkerung (10,3 Mio.) mit Covid19 infiziert (zwei Drittel gelten inzwischen als âgenesenâ), die Dunkelziffer dĂŒrfte allerdings weit höher liegen. Die landesweite 7-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei ĂŒber 750 und damit an der europĂ€ischen Spitze (vor Andorra, Spanien und Tschechien). Im Vergleich zur BRD liegen die Infektions- und Todeszahlen in diesen Tagen um das Siebenfache höher.
Auffallend ist, dass sich das Infektionsgeschehen nicht nur auf die gröĂeren StĂ€dte konzentriert (7-Tage-Inzidenz in Lissabon und Coimbra ca. 1040, in Porto 741), sondern in der Provinz teils weitaus stĂ€rker vertreten ist: GuimarĂŁes (Nord) verzeichnet eine Inzidenz von fast 1200, Miranda do Douro (Nordost) sogar 3500, Elvas (Ost) ĂŒber 1800, etwas gemĂ€Ăigtere Zahlen gibt es fast nur im SĂŒdwesten des Landes, stellenweise auch im Nordosten. Zu einer dramatischen Inzidenz von ĂŒber 5600 ist es hingegen in der Kommune Cuba im Nord-Alentejo gekommen; in den umliegenden Kreisen liegen die Werte zwischen 900 und 2650.
Die portugiesische Regierung hat in diesen Tagen einen fast vollstĂ€ndigen Lockdown beschlossen, der nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens umfasst, denn die KapazitĂ€t der Intensivbetten in den KrankenhĂ€usern ist zurzeit voll ausgelastet. In Irland, das bereits vorher Ă€hnlich betroffen war, fĂŒhrte ein Total-Lockdown in wenigen Tagen zu einer Halbierung der 7-Tage-Inzidenz. Gleichzeitig wird in Portugal die Impfung vorangetrieben. Schon jetzt gehört Portugal zu den LĂ€ndern der EU, in denen am meisten geimpft wird: 2,1% der Bevölkerung haben die erste Impfdosis bereits erhalten (BRD: 1,65%).