Oder: Warum der Wettlauf um die Impfmittel nur wenigen nützt…

Schon „hübsch“… Während die Infektionen nach versteckten Weihnachtsfeiern, Neujahrsevents und ganz offenen Massenaufläufen auf den Rodelbergen explodieren und danach ganz besonders wieder die gesundheitlich Schwächsten treffen, jault die halbe Republik, dass es nicht genug Impfstoff gibt… Und dass „der Spahn“ dran schuld ist… – Na gut, der Herr Minister hat schon öfter mal daneben gelegen, aber dieser Shitstorm greift zu kurz! Es gibt nämlich weite Teile der Welt, die von Impfstoffen noch nicht mal nen kleinen Tropfen gesehen haben, während hier einige den politischen Aufstand für „Immer-Mehr“ und „Immer-Schneller“ proben…
Zwar wollte die EU „solidarisch“ in die Impfphase gehen – aber bei der Solidarität mit den ärmsten Ländern hörte es dann doch auf… Und so blieb es gerade mal bei hektischer, europäischer „Binnen-Solidarität“ beim millionenfachen Einkauf von Impfdosen. Dass es dann auch noch bei uns mit einigen Lieferzetteln und der Logistik nicht so gut klappt wie in manchen Nachbarländern, sei‘s drum… „Wie sollten wir denn bei solcher Knappheit noch was an die Anderen abgeben können?!“
Gleichzeitig sollen wir neidisch gemacht werden, dass Israel wie am Fließband impft und zum „Impf-Weltmeister“ gekürt wird – aber erzählt dann bitte auch mal jemand, dass viele Palästinenser*innen in den von Tel Aviv besetzten Gebieten dabei in die Röhre schauen…?! Solidarität? Verschwunden von der Bühne!
Und wie sieht‘s im weltweiten Hotspot Brasilien aus? Da haben unsere Pharmaunternehmen ja massenhaft Testimpfungen durchgeführt, weil ja schon so viele coronapositiv waren. Den gemeingefährlichen, neofaschistischen Präsidenten Bolsonaro schert es bisweilen einen Dreck, ob es Impfstoffe für die Bevölkerung gibt – und so gibt es bisher auch keinen! Mittlerweile sind dort sogar die weltweit stark nachgefragten Spritzen zu teuer… Der ärmere Teil der Bevölkerung, der eine Quarantäne (noch dazu oft auf engstem Raum) ohnehin nicht durchhalten kann, ist häufig zur Normalität zurückgekehrt und vollführt derweil einen infektiösen „Tanz auf dem Vulkan“!
Währenddessen üben sich die Impf-(Toll-)Wütigen hierzulande in einer Schimpfattacke nach der anderen… Aber nur ein paar Besonnene kennen die Lösung, die Aufgebrachten hingegen kommen noch nicht mal auf die naheliegendste Idee: Ganz besonders in einer solchen Notlage muss der Patentschutz auf die Impfmittel aufgehoben werden, damit sie auch von anderen Laboren hergestellt werden können – ganz besonders in den ärmeren Ländern.
Merkt ihr was? Bei den Impfstoffen geht‘s also eher um privatwirtschaftliche Rechte als um das gesundheitliche Wohlergehen aller Menschen, egal wo! Und auch die Preise für medizinisches „Zubehör“ unterliegen „marktwirtschaftlichen“ Gesetzen… Die ach so solidarische EU mag sich all das ja noch einigermaßen leisten können – aber in der südlichen Welt sieht es da vielerorts finster aus! Dort werden Milliarden Menschen weitaus länger auf Hilfe warten müssen als ein paar Wochen…
Doch zum Glück versorgt Kuba (und auch China) andere Länder mit eigenen Impfstoffen – und leistet damit viel mehr als warme Worte aus der EU. „Der Spahn“ alleine ist also nicht schuld an fehlenden Impfstoffen – es ist vielmehr die gesamte Struktur von Forschung, Produktion und Verteilung medizinischer Güter. – Pandemiebekämpfung und Kapitalismus, das passt eben auch beim Impfen einfach nicht zusammen. DAS wäre mal einen „Aufstand“ (oder zumindest eine landesweite Schimpfattacke) wert…