Damals: Als ich noch „für (etwas) Geld“ schrieb…

Sie fielen mir neulich mal wieder in die Hände – drei (Reise-)Bücher, an denen ich vor rund 30 Jahren mitgearbeitet bzw. die ich herausgegeben habe. Nach 1990 gab es einen neuen Boom im Tourismus und damit auch im Reisebuchsegment, das den (damals) recht neuen teils landeskundlich fundierten, teils „erzählerischen“ Trend des Schreibens forderte. Meine Kopenhagener Jahre und mein Studium der Skandinavistik/Nordistik waren der Hintergrund, weshalb ich mich gerne und neugierig, teilweise auch unbedarft auf diese Arbeit „gestürzt“ habe.

Zwei der Reisebücher entstanden im damaligen, kleinen Mundo-Reiseverlag jeweils in einem Autor*innenkollektiv und erschienen 1991 (zum stolzen Preis von 39 D-Mark). Für das Buch „Dänemark & Färöer-Inseln“ war ich einer der Autor*innen und der Herausgeber, für „Norwegen“ Mitautor. Es war eine spannende (Zusammen-)Arbeit, die in damals noch 100% analoger Zeit teilweise per Telefon, teils per Brief koordiniert werden musste, an der guten alten Schreibmaschine stattfand und deshalb recht lange dauerte.

Für die Recherchearbeiten standen uns damals nur Bibliotheken oder direkte Besuche in Museen oder bei Ämtern zur Verfügung. In Sachen Technik und Layout erscheinen die „Reisehandbücher“ (wie sie betitelt waren) heute wie eine dicht bedruckte „Bleiwüste“ – es wurde sogar mit der Hand gezeichnet und teils auch beschriftet. Das wirkt heute „abenteuerlich“, aber es war authentisch und zeugte vom Eifer der Herausgebenden.

Wenig später erhielt ich – wohl als Folge meiner früheren Arbeit – das Angebot, den Textteil eines Foto-Reisebuches „Kopenhagen“ zu gestalten, das 1993 im Bucher-Verlag erschien, und ich griff wiederum zu. Im fertigen Produkt war von „Bleiwüste“ keine Rede mehr. Technik und Layout waren auf dem neuesten technischen Stand. In seiner Erscheinungsform folgte dieses Reisebuch dem schon lange erfolgreichen Stil der „Merian“-Reisezeitschriften.

Doch, wie es so kommt – der Reisebuch-Boom forderte damals nicht nur neue Konzepte und Autor*innen, sondern führte zu einem fast unüberschaubaren Angebot neuer Titel. Der Buchmarkt wurde von unzähligen neuen Titeln geradezu überschwemmt – und besonders die kleineren Verlage, für die ich publiziert hatte, konnten sich nur schwer behaupten, teils mussten sie sogar nach wenigen Jahren aufgeben… „Reich“ wurde ich also mit dieser recht umfangreichen Arbeit wahrlich nicht, aber das war auch gar nicht das Ziel meiner Arbeit gewesen.

Alle drei Bücher wurden nach ihrem Erscheinen von den Verlagen nicht mehr oder nur noch einmal überarbeitet. Dies ist bei Reisebüchern aufgrund des schnellen Verfallsdatums ihrer Informationen ziemlich fatal. Und so waren sie nach drei-vier Jahren in keiner Buchhandlung mehr zu finden, allerdings waren sie antiquarisch noch etwas länger zu erwerben – und das oft nicht zu „Ramschpreisen“, sondern zu recht stattlichen 5-10 D-Mark (von denen ich natürlich nichts mehr abbekam).

Etwas kurios ist die Übersetzung des Kopenhagen-Fotobuches ins Polnische. Das war mir nicht mitgeteilt worden, und ich entdeckte es erst spät durch Zufall, so dass mir nur der „Stolz“ einer „internationalen“ Verfasserschaft blieb. Es schien in Polen aber recht lange auf dem Markt geblieben zu sein… Und dann gab es auch noch einen Fall von „Quasi-Piraterie“: Der Kölner Rutsker-Verlag veröffentlichte 1996 das Dänemark-Reisehandbuch ein zweites Mal, jedoch ohne notwendige Aktualisierungen und ohne mein Wissen, aber mit meinem Herausgeber-Namen… Gut gelaufen ist es wohl nicht, denn in den Buchhandlungen war es gewiss kein „Renner“.

Bleibt heute noch die Erkenntnis, dass die Bücher ganz gut gewesen sein mussten. Manchmal (aber eher selten) tauchen sie sogar jetzt noch mit zweistelligen (!!!) Euro-Preisen in Online-Antiquariaten wieder auf… – „Alles gut“…

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